Tag 4 – Von Dolní Chřibská zur Lausche (Luž)

26,6km – 1055m hoch – 859 m

Ich nutze den kleinen Laden im Haus der Pension und kaufe die übliche Tagesverpflegung: Hörnchen, Müsli-Riegel und etwas Zucker in Form von Schokobananen. Der Laden ist eng und für tschechische Verhältnisse extrem vollgestopft und mit viel Auswahl. An der Kasse sitzt eine Chinesin oder Vietnamesin (so genau kann ich das leider nicht unterscheiden) und verfolgt eine (chinesische?) Sendung auf einem Bildschirm mit großer Lautstärke. Nebenbei kassiert sie mich ab, sie spricht offensichtlich gutes Tschechisch.

8:45 stehe ich auf der Straße und starte Richtung Lausche. Es nieselt leicht, die Wolken hängen sehr tief. Chřibská (Kreibitz) war mal für gutes Glas berühmt. Einige der Fabrikanlagen stehen noch, aber meist in recht erbarmungswürdigem Zustand.

Zunächst geht es von Dolní Chřibská aus an der bekannten Pension „Relax“ vorbei zum Malý Stožec (Kleiner Schöber, 659 m) mit netter Klettereinlage. Leider ist der Gipfel wetterbedingt ohne jegliche Aussicht. Im Wald passiere ich einige Stellen, wo Forstarbeiter Bäume verladen. So lange Stämme habe ich in Deutschland nie gesehen. Einen Stapel schreite ich ab, ca 13m Länge. Die Schäden an Unterholz und den Wegen durch die Forstarbeiten sind aber auch hier gewaltig.

Mein nächstes Ziel: das Dörfchen Jedlová (Tannendorf) mit dem gleichnamigen Berg Jedlová (Tannenberg, 774m). Der liegt wieder voll im Nebel. Ich entscheide mich daher für Knoblauchsuppe und Kaffee Latte statt Aussichtsturm. Der Aufstieg ist aber schön und bei gutem Wetter einen 2. Besuch wert. Gibt ja sogar Skihänge und einen Lift hier.

Meine dritte Station für heute ist der Tolštejn (Tollstein, 670m) mit Burganlage. Bei dem Wetter spare ich auch hier die ins Drehkreuz zu werfende Münze.

Von hier folge ich dem E3 bevor ich zum Konopáč (Hanfkuchen, 676m) und Stožec (Schöber, 665m) abbiege. Die nicht markierten Wege sind leicht zu finden, bei Nässe aber keine gute Wahl. Immer wieder muss ich durch kniehohes nasses Gras. Hose und Schuhe sind schnell durch. Die Füße schmerzen. Ob es auch auf nassem Grad auch Zecken gibt? Zwischendrin komme ich auch immer wieder an den inzwischen nervigen Bunkern vorbei.

Es folgt ein kurzes Stück Bundesstraße zum Schöbersattel. Dort geht’s wieder im Wald und auf geschotterten Wegen weiter.

Ich treffe immer mehr Mountainbiker mit Gepäck. Ein pausierender Tscheche erzählt mir ungefragt von einer 1000 miles challenge, von Aš bis an die ukrainische Grenze. Na Halleluja. Da tut mir der Hintern schon vom dran denken weh.

Ein letztes Mal pausiere ich und wechsle auf trockene Socken, es sind noch 6km bis zum Ziel. Der Weg führt entlang der Grenze und wechselt zwischen Deutschland und Tschechien hin und her. Ich wähle den Nordaufstieg zur Lausche (Luž, 793m). Der Wegweiser sagt 20min, ich bin nach exakt 10 Minuten oben. Geht doch, solange es aufwärts geht!

Oben wieder Nebel, aber ein älteres Ehepaar aus der Lausitz ist da und auch gesprächig. Das tut gut. Mir fällt auf, dass die Sprache sehr wohl eine Barriere ist. Ich würde gerne mehr mit Leuten ins Gespräch kommen, und auch gern auf tschechisch. Irgendwie klappt das aber nicht.

Bergab gehts recht schnell und ich erreiche zügig die Rübezahlbaude. Welch ein Kontrast zu den letzten Behausungen. Ich genieße die saubere und gut funktionierende Dusche, das schicke Zimmer, das reiche Auswahlprogramm beim Abendessen. Und dann kommt nach dem Abendbrot sogar die Sonne nochmal raus.

Erkenntnis des Tages: Sprachen lernen öffnet dir die Welt.