Tag 8 – Von Javorník nach Tanvald

24,2km – 585m hoch – 803m wieder runter

Die Nacht war ruhig, ich habe gut im „Riesenfass“ geschlafen. Ich genieße das Frühstück bei 15°C draußen in der Sonne vorm Hotel. Herrlich.

Die junge Kellnerin von gestern Abend ist wieder da. Wir versuchen eine Konversation auf Tschechisch. Viel geht aber nicht, und ihr deutsch ist noch schlechter. Aber eigentlich ist das genau das was ich bräuchte. Sie spricht deutlich und bemüht langsam, denn sie weiß wie schwierig es ist einer Fremdsprache zu folgen. Sie kann kein Englisch und hat trotzdem ein größeres Mitteilungsbedürfnis. Warum verdammt nochmal, läuft mir so jemand nicht beim Wandern über den Weg!!! Mich ärgert es, dass ich zwar einen ganz guten Wortschatz habe, die Tschechen aber überhaupt nicht verstehen kann.

Da ich zunächst alleine bin und auch vorm Hotel nur 2 Autos stehen frage ich nach: ja, sind nur 6 Gäste da. Nicht viel, ist aber auch Montag und das Hotel teuer.

Ich nutze die Zeit beim Warten aufs Frühstück und danach und schreibe ein paar Notizen der letzten beiden Tage auf. Über eine Stunde sitze ich da, tippe und genieße die Sonne. Während dessen kommen die ersten Gäste mit dem Rad, und kippen erstmal ein Bier runter. Es ist noch nicht mal 9 Uhr, da möchte man später nicht im Weg stehen. Als ich aufstehe fehlt meinem Handy schon 30% Akku?! Helles Display (Sonne) und Dauerverbindung zum Netz fordern offenbar ihren Tribut.

Ich starte ungewöhnlich spät und vergesse sogar, mich von der netten Kellnerin zu verabschieden. Schade. Das Hotel war definitiv eine gute Wahl.

Der Weg für heute verspricht kein großes Highlight. Entsprechend unmotiviert laufe ich los. Es geht nach einem kurzen Waldweg auf die Straße. Und leider bleibt das für 1/3 des Weges auch so. Zumindest beim Blick zurück grüßt mich nochmal freundlich der Jeschken von weitem. Anschließend passiere ich den definitiven Ort des Grauens für jeden Wanderer.  Hier kreuzt die Autobahn eine mehrgleisige Eisenbahn-Trasse, daneben ein 110KV-Umspannwerk und ein Funkturm. Mittendrin der Fernwanderweg.

Das nächste Dorf Milíře (Kohlstatt) bietet dafür mit dem Císařský kámen (Kaiserstein, 634m) und dessen Aussichtsturm eine kleine Entschädigung an. Der bietet tatsächlich einen wunderbaren Rückblick auf Jeschken, Reichenberg und einen Ausblick auf Iser- und Riesengebirge.

Der weitere Weg führt viel auf Asphalt an Jablonec (Gablonz) vorbei und auf dessen Hausberg, den Černá studnice (Schwarzbrunnberg, 869m) wieder mit schönem Aussichtsturm. Diesmal ist wieder Eintritt zu zahlen, es lohnt sich aber. Die Sicht ist ganz gut, ich kann schon einige Details vom Kamm des Riesengebirges erkennen.

Ab hier folgen noch 8 angenehme km immer auf dem Černostudniční hřbet, dem Schwarzbrunnkamm entlang direkt bis nach Tanvald (Tannwald).  Oft geht es an kleinen Felsformationen vorbei, Sicht hat man dagegen wegen der Bäume selten, auch wenn die Landschaft rechts und links 200m tiefer liegt. Es gibt aber ein paar nette Aussichtspunkte. Beim letzten kann ich die ersten Gipfelbauten auf dem Riesengebirgskamm, die Reifträgerbaude und die Schneegrubenbaude, mit dem Teleobjektiv erkennen. Letztlich steige ich zur etwas tiefer gelegenen Aussichtskanzel Terezínka (Theresienhöhe, 623m) ab, die wie ein Balkon über Tanvald thront. Von dort sind es nur noch wenige Serpentinen nach unten.

Hotel habe ich direkt im Zentrum von Tannwald. Ein Gegensatz zu den ruhig gelegenen Unterkünften der letzten Tage.

Morgen werde ich mit Harrachov ja das Tor zum Riesengebirge erreichen. Und weil für die kommenden Tage nur noch einstellige Niederschlagsmengen und jeden Tag auch ein paar Sonnenstunden für das Riesengebirge gemeldet werden, buche ich für übermorgen ein Zimmer in der Reifträgerbaude auf der polnischen Seite vom Riesengebirgskamm. Da wird es dann ernst. Hoffentlich hält das Wetter!!!

Nach dem Duschen will ich den Stadtvorteil nutzen und mal nicht in der Unterkunft zu Abend essen. Also laufe ich los, finde aber nix. Ich bemühe seznam und google. Nix. Nur die Bahnhofskneipe wird mir angeboten, und halt die Pizzeria im Hotel. Dann eben doch hier. Mist. Es gibt es Pizza und Rotwein. Ist aber auch gut.

Das Zimmer ist der komplette Gegensatz zu gestern. Der Flur riecht wie eine DDR-Jugendherberge früher. Das Zimmer ist einfach gehalten, nur eine Bettseite bezogen und alles gut in die Jahre gekommen. Wenigstens steht kein Röhrenfernseher mehr da wie in Kryštofovo Údolí. Bin gespannt wie ich schlafen werde.

Fazit des Tages: Nach Regen kommt Sonnenschein – und umgekehrt.