Tag 12 – Von Horní Malá Úpa nach Velká Úpa

24,9km – 979m hoch – 1217m wieder runter

Nebel und leichter Regen sind draußen zu sehen. Ich hab das erste Mal leichten Muskelkater, waren gestern wohl doch ein paar mehr Höhenmeter.

Nach einem guten Frühstück beschließe ich trotz des Wetters noch einmal Richtung Schneekoppe aufzusteigen. Erstens soll das Wetter wieder besser werden, zweitens gibt’s noch unbekannte Wege und drittens will ich auch unbedingt noch in der berühmten Wiesenbaude ein Bier trinken. Das ist die einzige Baude mit eigener Brauerei. Die Hoffnung auf Sicht von der Schneekoppe hab ich natürlich auch.

Ich starte von Horní Malá Úpa über den Weg der polnisch-tschechischen Freundschaft. Ich hoffe sehr, dass diese Freundschaft nicht annähernd so steinig ist wie dieser Weg! Warum man überhaupt diese unförmigen Steine auf dem Weg eingegraben hat, erschließt sich mir nicht. Es läuft sich extrem blöd.

Der Nebel malt die Landschaft mystisch grau-grün. Beim Tafelstein läuft mir Lukasch aus Krakau über den Weg. Wie ein Geist taucht er mit seinem Regenumhang aus dem Nebel auf. Er will auch nach oben zur Schneekoppe und hat sich den etwas steinigeren grünen Weg unterhalb des Kamms am Hang entlang ausgesucht. Klingt gut und kurzerhand folge ich ihm.

Da es immer noch regnet ist der teils sehr abschüssige und rutschige Weg über Wurzeln und Felsen gefährlich, und spätestens hier sind wir beide froh, nicht alleine zu sein. Zum Glück sieht man auch nicht, wie weit es runter geht…

Unterhalb der Seilbahn kommen wir auf den Hauptaufstiegsweg von Pec aus. Massenhaft Leute steigen mit uns hier hoch. Der Bergs steckt immer noch im Nebel, unten klart es dagegen auf.

Da sich oben das gleiche Bild wie gestern bietet, nämlich gar keins, steigen wir wieder ab in Richtung Schlesierhaus. Dort verabschiedet sich Lukasch Richtung Karpacz, ich laufe Richtung Wiesenbaude. Den Weg dorthin teilen ich mir mit einem komplett in tarngrünen Sachen gekleideten jungen Mann. Ich spreche ihn englisch an, höre aber sofort an seinem Akzent, dass er Deutscher ist. Er ist aus Wurzen und vor ein paar Tagen in Jelina Gora gestartet. Auch er zeltet und ignoriert jegliche Infrastruktur. Angst, im Nationalpark dabei erwischt zu werden hat er nicht. An der Wiesenbaude füllt er seine Wasserflaschen und ich kehre auf ein Bier ein. Innen empfängt mich Hofbräuhaus-Flair. Ich gönne mir Bratwurst und ein dunkles Bier. Das Gebäude ist wirklich beeindruckend.

Dann steige ich endgültig vom Riesengebirge ab in Richtung Pec pod Sněžkou. Die Landschaft ist toll im Riesengebirge, nur die Schneekoppe kenne ich halt nur im Nebel. Unterwegs wird mir auf einem Schild auch erklärt, dass das halt einfach so ist. Windig und kalt. Als ich fast in Pec bin, sehe ich den Gipfel über mir – wieder wolkenfrei!

Unten überlege ich tatsächlich, ob ich nochmal in die Seilbahn steigen soll??? 430 Kronen für einen kurzen Augenblick. Ich entscheide mich dagegen und steuere die Unterkunft an.

Der Weg führt noch durch Pec pod Sněžkou, und ich fühle mich in eine andere Welt versetzt. Das waren heute wieder 24km.

Die Unterkunft ist eine winzige Pension mit noch winzigeren Zimmern. Sehr familiär, aber verglichen mit dem Hotel von gestern viel zu teuer. Dafür hab ich beim Abendbier noch schön Sonne auf der Terrasse und einen tollen Blick auf das Tal unter mir.

Fazit des Tages: Aufgekocht ist nicht das gleiche wie frisch gekocht. Aber auch gut.