Tag 13 – Von Velká Úpa nach Mladé Buky

20,4km – 759m hoch – 1087m wieder runter

Die Nacht war geprägt vom Rauschen der Úpa (Aupa) unten im Tal. Das Frühstück ist karg aber ausreichend. Kurz nach 9 starte ich mit dem groben Ziel Trutnov (Trautenau): Ich habe mich mit Libor für 16 Uhr in Mladé Buky verabredet, einem leicht zu findenden Vorort von Trutnov.

Der Weg führt mich zunächst ins Tal der Úpa auf 700m nach unten, dann immer bergauf bis auf den Černá Hora (Schwarzenberg, 1299m). Dort steht ein Funkturm drauf und es weisen bei der letzten Absperrung alle möglichen Schilder auf Gefahren hin. Trotzdem ist dort alles voll mit (tschechischen) Wanderern.

Dann gehts steil bergab und der Weg spuckt mich direkt in Janské Lázně (Johannisbad) aus. Was für ein Gegensatz. Es fühlt sich an wie eine Mischung aus Kirmes und Sanatorium. Ein tschechischer Musiker ist bemüht, die älteren Herrschaften zu unterhalten. Ringsherum stehen die üblichen Kolonaden, Trinkbrunnen und Hotels. Das Karlsbad des Riesengebirges hatte ich hier gar nicht erwartet.

Ein paar Schritte weiter passiere ich ein riesiges Erholungsheim, offensichtlich sozialistischer Bauart. Danach bin ich wieder im Wald und alleine.

Die letzten km sind schnell gemacht und ich warte in Mladé Buky auf Libor.

Libor arbeitet in Prag, wohnt aber seit 16 Jahren in Studenec (Staudenz, nicht Kaltenbach), einem winzigen Vorort von Trutnov. Dort wohnen ca 60 Leute, es gibt ein kleines Denkmal und einen winzigen Turm mit einer Glocke drin.

Bevor wir zu Libor fahren, müssen wir noch 2 Dinge erledigen: Essen einkaufen und Bier besorgen. Ersteres erledigen wir in Trutnov, widerwillig, im TESCO. Nix anderes hat mehr auf. Libor bewegt sich in dem riesigen Laden ebenso unbeholfen wie ich. Aber er hat einen Grill, und da unterscheidet sich die Nahrungsaufnahme tschechischer Männer wohl nicht von der deutschen….

Der Biererwerb ist einfacher: wir halten an Libors Stammkneipe und er reicht dem Wirt eine 5L-Karaffe über die Theke. Der Wirt füllt die dann mit „Krakonoš“ aus der örtlichen Brauerei in Trutnov. In der Kneipe trinken können wir nicht, denn Libor muss ja noch fahren (Null-Promille).

Sein Haus ist rund 150 Jahre alt und hat die typische Bauweise: der Teil für die Tiere aus Stein mit dicken Mauern. Die Wohnstube aus Holzbohlen direkt drangesetzt (aber kein Umgebinde-Haus), obendrauf ein Dach mit deutlich größerer Grundfläche als das Erdgeschoß. Das ganze mit Blechdach gedeckt und in der für Tschechien früher üblichen scheinbaren Renovierungsbedürfrigkeit obwohl alles intakt ist. Innen sieht es aus wie im Museum. Grandios.

Nach dem Rundgang gehts ans Grillen und Biertrinken. Der Nachbar gesellt sich zu uns. Er wurde zur Verkostung des Meruňkovice (Marillenbrand) eingeladen. Er muss aber sein eigenes Bier mitbringen, denn wir haben ja nur die 5L. Ich tauche für eine Nacht tief in die tschechische Seele ein. Der Schnaps wird aus einer Plaste-Wasserflasche ausgeteilt und hat 55% Alkohol. Entsprechen fertig bin ich dann bald. Bloß gut, dass ich am nächsten Tag ausschlafen kann.

Fazit des Tages: kann mich nicht mehr dran erinnern.